Am Sonntag, 17. Januar 1937, 14.30 Uhr, führte im Gasthaus zur Linde in Oberboihingen der Gauobmann und Gewerbeschulrat Ernst Mayer aus Kirchheim eine Werbeversammlung durch. Er hielt einen Vortrag über ,,Zweck und Ziel des Schwäbischen Albvereins“. Es besuchten sieben interessierte Personen aus Oberboihingen die Veranstaltung: Daniel Kern (Bürgermeister), Eugen Rall (Hauptlehrer), Albert Schweizer, Robert Haußmann, Max Haußmann, Ernst Haußmann und Hermann Ellinger. Am Freitag, 29. Januar 1937, wurde dann die eigentliche Gründungsversammlung im Gasthaus zur Linde in Oberboihingen abgehalten. Spontan ließen sich 16 Personen in den Albverein aufnehmen und gründeten somit die Ortsgruppe Oberboihingen. Dies waren: Bürgermeister Daniel Kern T, Hauptlehrer Eugen Rall T, Albert Schweizer T, Ernst Haußmann T, Emil Nast T, Emil Pfeiffer T, Hermann Vogel, Ludwig Haußmann, Adolf Schmautz, Gerhard Geyer, Kurt Strähle, Albert Frank, Reinhold Kemmner T, Herrmann Ellinger T, Paul Haußmann, Friedrich Haußmann. Einer von ihnen, Albert Schweizer, war zugleich das 37 000. Mitglied im Schwäbischen Albverein.
Am Donnerstag, 4. Februar 1937, wurde die erste Mitgliederversammlung abgehalten. Als Vereinslokal wurde das Gasthaus zur Linde gewählt. Man arbeitete den Wanderplan für 1937 aus und legte jeden ersten Freitag im Monat eine Mitgliederversammlung im Vereinslokal fest. Die Wahlen erbrachten folgendes Ergebnis: Vertrauensmann Hermann Ellinger, Kassenwart Albert Schweizer, Wegwart Robert Haußmann, Vogelschutzwart Hermann Vogel, Bote Ernst Haußmann, Schriftführer Emil Nast. Einen Monat später wurde Lindenwirt Karl Weinbrenner Nachfolger des ausscheidenden Vertrauensmannes Hermann Ellinger.
Schon drei Monate später war wieder ein Wechsel in der Vereinsführung. Richard Kräußer übernahm die Führung der jungen Ortsgruppe, die unaufhörlich wuchs und sich langsam zu stabilisieren begann. Durch Wandern und fröhliches Beisammensein wurden weitere Mitglieder gewonnen, so daß die Ortsgruppe Ende 1937 bereits 55 Mitglieder hatte. Allmonatlich hielt man eine Mitgliederversammlung ab, bei der Wanderungen und Veranstaltungen abgesprochen wurden. Neben dem Wandern und den geselligen Veranstaltungen wurde dem Natur- und Vogelschutz besondere Aufmerksamkeit gewidmet, ein Verdienst des damaligen Naturschutzwartes Hermann Vogel.
Die junge Ortsgruppe erhielt einen Patenweg zur Instandhaltung zugeteilt. Er führte vom Konradsfelsen nach Erkenbrechtsweiler. Heute ist der über unsere Markung laufende Abschnitt des Wegenetzes der Patenweg. Schon im Herbst 1937 gründeten die Jugendlichen des jungen Vereins eine Volkstanzgruppe unter der Leitung von Hermann Ellinger, die jedoch durch den Einzug zahlreicher Angehöriger zur Wehrmacht bald wieder aufgelöst werden mußte. lm Jahre 1938 übernahm Richard Schweizer die Führung der Ortsgruppe. Es wurde begonnen, außerhalb des Ortes an schönen Punkten Ruhebänke aufzustellen und zu betreuen.
Im Jahre 1939 wurde Friedrich Adam zum Vertrauensmann gewählt, Max Haußmann rief in dieser Zeit wieder eine Tanzgruppe ins Leben, die sich im Brauch des Schuhplattelns übte und bei verschiedenen Veranstaltungen mitwirkte. Der Kriegsausbruch drohte das bis dahin Geschaffene zu zerstören. Aber die Arbeit des Schwäbischen Albvereins wurde fortgeführt.
Robert Schweizer und Otto Haußmann leiteten die Ortsgruppe während der Abwesenheit von Friedrich Adam, der gleich nach Kriegsbeginn eingezogen wurde. Zu Anfang des Krieges wurde noch eifrig gewandert, auch die Mitgliederzahl stieg ständig an. Als 100. Mitglied konnte am 6. September 1940 Hermann Scheerer ein Buchgeschenk entgegennehmen. Die Verbindung zu den im Feld stehenden Wanderfreunden wurde durch Briefe und Päckchen aufrechterhalten. In den Briefen von der Front kam mit der Dauer des Krieges immer stärker der Wunsch nach Frieden und Heimkehr zum Ausdruck. 29 Wanderfreunden blieb die Rückkehr in die Heimat versagt, Friedrich Adam, am 11. November 1945 aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, übernahm wieder die Ortsgruppe.
Von 1946 an begann eine rege Tätigkeit. Die Wanderungen wiesen durchschnittlich 60 bis 70 Teilnehmer auf, eine Jugendgruppe wurde gegründet, eine Singgruppe ins Leben gerufen. Es war, als sollte alles nachgeholt werden, was in den letzten Kriegsjahren und nach dem Zusammenbruch entbehrt werden mußte.
Bei einer Hauptversammlung am 10. Februar 1947 im „Hirsch“” wurden in den Ausschuß gewählt: Vertrauensmann Friedrich Adam, Kassier Albert Schweizer, Schriftführer Kurt Strähle, Jugend- wart Arthur Haußmann, Wanderwart Heinz Haußmann, Vertreter der Singgruppe Friedrich Keim, Unterkassier Walter Schweizer, Beisitzer Elsa Nast. Die neugegründete Jugendgruppe wird voll unterstützt und erhält aus der Vereinskasse Geld, um Fahrten durchführen zu können. Auch wird in dieser Zeit der Brauch einer Weihnachtsfeier mit Kinderbescherung eingeführt. Wanderungen auf die Alb und ins Remstal schließen sich an. Auch Lichtbildervorträge und Vogellehrgänge finden regelmäßig statt. Immer wird von einer frohgestimmten und ausgelassenen Wanderschar berichtet.
Dichterlesungen mit Hans Reyhing und August Lämmle ergänzen das kulturelle Programm der Ortsgruppe. Der Mitgliederstand erreichte in dieser Zeit 232 Mitglieder. Familienfeiern werden unter großem Einsatz der Volktanz-, Sing- und Theatergruppe zur Freude aller veranstaltet. Die Jugendgruppe wird in dieser Zeit von Ernst Döbler und Max Haußmann geleitet. Eine Rekordbeteiligung erlebte am 6. Juni 1948 eine Wanderung in die französische Besatzungszone zum Lichtenstein mit rund 250 Teilnehmern. Dabei waren die Wanderungen in dieser Zeit durch den Passierscheinzwang mit mancherlei Schwierigkeiten verknüpft.
Gleich im Jahre 1946 wurde wieder eine Schuhplattlergruppe gegründet. Darauf folgten eine Singgruppe und eine Schülersinggruppe. Die Übungsabende fanden regelmäßig in den Nebenräumen der Gaststätten statt, Da man mit dieser Lösung nicht zufrieden war und die Gemeinde keine geeigneten Räume zur Verfügung hatte, reifte im Verein der Plan, ein eigenes Heim zu bauen. Dem allgemeinen Zug in die Ferne wird durch Omnibusfahrten und Ausflüge mit der Eisenbahn Rechnung getragen, so werden vielfältige Wanderungen auf der näheren und weiteren Alb und im Schwarzwald durchgeführt. ln der Zeit von 1950 bis 1952 war Fritz Döbler der Vertrauensmann der Ortsgruppe. Als eine neue Variante werden die Radwanderungen eingeführt, die sich hauptsächlich bei der Vereinsjugend großer Beliebtheit erfreuen. Eine davon führte ins Große Lautertal, das sich die Jugendgruppe als Ausgangspunkt schöner Wanderungen auswählte. Die Älteren folgten mit dem Omnibus nach, und so ergab sich ein fröhliches Zusammentreffen bei einer gemeinsamen Wanderung. Helmut Fischer hatte in dieser Zeit das Amt des Jugendleiters inne. Neben Wanderungen kamen auch der Volkstanz und das Laienspiel nicht zu kurz. Eine Schuhplattlergruppe gehörte in der Zwischenzeit zur traditionellen Einrichtung.
1953 übernimmt Friedrich Adam wieder das Amt des Vertrauensmannes. Die Ortsgruppe stand schon lange vor dem Problem der Raumbeschaffung für die Veranstaltungen und besonders für die Übungsabende der Jugendgruppe. Dies führte schließlich zum Bau eines eigenen Wanderheims in den Jahren 1954 und 1955. In der Zeit des beginnenden „Wirtschaftswunders“ kam das Wandern in den Verruf, überholt zu sein. Die Beteiligung an den Wanderungen wurde geringer, obwohl der Verein immer bemüht war, interessante, abwechslungs- und lehrreiche Veranstaltungen durchzuführen. So machte man in jüngerer Zeit auch Autowanderungen, die eine breitere Masse ansprechen und den Vorteil haben, dass den Wanderern ein größeres Gebiet erschlossen werden kann. Mehrtägige Wanderungen mit Übernachtungen in den Wanderheimen gehören alljährlich zu einem festen Bestandteil des Vereinslebens, den man auch heute nicht missen möchte. Seit 1953 gibt es einen gedruckten Wanderplan, aus dem die Veranstaltungen des laufenden Jahres entnommen werden können. Geselligkeit, gemeinsames Erleben von Natur und Heimat sind es, die dem Albvereinsgedanken zeitlos Berechtigung geben und so zum Wohle der Wanderfreunde, ihrer Erholung und zur Schaffung neuer Kräfte dienen. Im Jahre 1959 plante man, auf dem Platz unterhalb des Wanderheims einen Spielplatz einzurichten. Es wird der erste in Oberboihingen.
Als neuer Vertrauensmann wird im Jahre 1960 Karl Strobel gewählt, unter seiner Leitung feiert die Ortsgruppe am 25. März 1962 in der Gemeindehalle ihr 25jähriges Bestehen mit einer Familienfeier. 19 Wanderfreunden konnte an diesem Tag das Ehrenzeichen für 25jährige Mitgliedschaft überreicht werden. Im Jahre 1964 kann die Ortsgruppe durch ihr Eintreten dazu beitragen, dass ein vorgesehener Auffüllplatz auf dem Gelände des Tachenhäuser Hofes, einem der landschaftlich schönsten Gebiete unserer Markung, nicht eingerichtet wird.
Helmut Fischer tritt im Jahre 1965 an die Stelle des ausscheidenden Karl Strobel. In den folgenden Jahren werden zahlreiche Wanderungen und Mehrtagesfahrten unternommen, die von den Wanderführern immer bestens organisiert wurden und großen Anklang fanden. Für ihre Verdienste um die Ortsgruppe wurden der langjährige Vertrauensmann Friedrich Adam, Gründungsmitglied und erster Kassier Albert Schweizer und der ehemalige stellvertretende Vertrauensmann Heinz Haussmann zu Ehrenmitgliedern ernannt. Zusammen mit der Ortsgruppe Reudern gestaltet man alljährlich im Wechsel eine gemeinsame Herbstfeier, welche inzwischen schon zu einer Tradition geworden ist. Eine weitere gemeinsame Wanderung mit den Reuderner Wanderfreunden findet regelmäßig am 5. Januar statt, Am 30. April 1977 feiert die Ortsgruppe ihr 40jähriges Bestehen. Die Mitgliederzahl beträgt zu dieser Zeit 250. Die Jubiläumsveranstaltung findet in der vollbesetzten Festhalle statt. Der Schülerchor unter Leitung von Rektor Paul Mendl eröffnet die Feier mit dem Lied ,,Herrlich Land um Teck und Neuffen“, gedichtet vom Gründer der Ortsgruppe, Ernst Mayer. Die Gründungsmitglieder wurden für 40jährige Mitgliedschaft geehrt. Vertrauensmann Helmut Fischer erhielt für seine bis dahin zwölfjährige Arbeit an der Spitze der Ortsgruppe ein Geschenk. Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde das Theaterstück „D’ Kuchalb-Franzel“ aufgeführt, das, einstudiert von Martin Adam, so gut ankam, dass es auf anderen Veranstaltungen noch mehrmals wiederholt werden musste.
Im Jahr des 40jährigen Bestehens findet ein weiteres wichtiges Ereignis in der Vereinsgeschichte statt, die Modernisierung und Erweiterung des damals 22 Jahre alten Wanderheims. Am 30./31. Juli 1977 wird der Anbau eingeweiht. Im Herbst dieses Jahres beteiligt sich die Ortsgruppe an einer Naturschutzaktion. Die Aicher Heide wird gemeinsam mit anderen Ortsgruppen des Gaues vor der Verwilderung bewahrt. An der Jahresversammlung am 14. Januar 1978 wurde der Umbau des Wanderheimes mit der Abrechnung abgeschlossen. Der Umbau hatte die Kasse mit rund 54 000 Mark strapaziert, und dennoch war ein kleiner positiver Kassenstand zu verzeichnen, ein Erfolg der tatkräftigen Eigenbewirtschaftung durch die Mitglieder. Helmut Fischer gab nach Abschluß dieses Projekts sein Amt an Karlheinz Schmid weiter. An der Herbstfeier 1979 werden Helmut Fischer, Max Haußmann, Josef Uhlmann und Paul Mendl zu Ehrenmitgliedern ernannt. Alle haben an verschiedenen Stellen in der Ortsgruppe lange Jahre mitgewirkt. Im Jahre 1982 findet in Oberboihingen im erweiterten Rahmen des Sommerfestes der Gauwandertag statt. Die Ortsgruppe ist voll eingespannt, die eintreffenden Wanderer aus nah und fern mit Maultaschen zu versorgen. An der Jahreshauptversammlung 1983 hatte der Mitgliederstand die 300er -Marke überschritten.
Große Mühe und viel Wert wird auf die Ausarbeitung des alljährlichen Wanderplanes gelegt, und die Veranstaltungen finden im allgemeinen guten Anklang. Rekordbeteiligungen gibt es bei besonderen Veranstaltungen, wie zum Beispiel Flughafenbesichtigung, Planetariumsbesuch, Stadtbesichtigung Heilbronn mit anschließendem Besenwirtschaftsbesuch, um nur einige Beispiele zu nennen.
Seit der Einführung des Oberboihinger Dorffestes 1980 beteiligt sich die Ortsgruppe regelmäßig mit gutem Erfolg daran, und das dafür hergestellte Hüttle bewährt sich als Ausschank hervorragend. Neben den Wanderungen wird auch dem Natur- und Umweltschutz großes Augenmerk geschenkt. Beispiele sind die regelmäßigen Papiersammlungen der Jugendgruppen, die Einrichtung einer Aluminiumsammelstelle im Wanderheim, das Pflanzen einer Hecke am Benzenfurtgraben, Bau, Aufhängung und regelmäßige Pflege zahlreicher Nistkästen und Einrichtung eines Biotops im Heimbühl. Die Ortsgruppe erhielt bei einem Naturschutzwettbewerb der Kreissparkasse einen ersten Preis. Die Wiederherstellung eines Wanderweges entlang des Talbaches im Frühjahr 1981 wurde von der Öffentlichkeit als gelungenes Werk bezeichnet. Immer gute Verbindung hält die Ortsgruppe zum Teck-Neuffen Gau. So fand 1974 und 1985 in Oberboihingen die Gauversammlung statt. Außerdem ist Karlheinz Schmid zum stellvertretenden Gauobmann gewählt worden.
Im Jahre 1984 wird unter Mitwirkung der Oberboihinger als Paten in Zizishausen eine eigene Albvereinsortsgruppe gegründet, deren Vertrauensmann Otto Wachter über 40 Jahre in Oberboihingen Mitglied war. Bei einer Gauausschußsitzung im Jahre 1985 besuchte Vereinspräsident Professor Dr. Helmut Schönnarnsgruber das Oberboihinger Wanderheim. Er war zum ersten Mal gekommen, um sich das Oberboihinger Wanderheim einmal anzusehen, Im Jahre 1987 hat die Ortsgruppe mit 430 Mitgliedern ihren höchsten Mitgliederstand in der 50jährigen Geschichte, Wir wollen weiterhin die Aufgaben des Schwäbischen Albvereins mittragen, wie sie Vereinspräsident Professor Dr. Helmut Schönnamsgruber kurz zusammenfaßt; Schutz von Heimat und Natur, Erhaltung von Zeugnissen der Kultur und Geschichte, des Brauchtums und die Pflege des Wanderns. Wohl haben sich in den vergangenen 50 Jahren des Bestehens der Ortsgruppe die Lebensverhältnisse gewandelt, aber auch in dieser veränderten Zeit kann der Albverein mit dazu beitragen, daß das Leben schöner und reicher wird.