„Auf einsamen Blumenpfaden durchs Große Walsertal“ war der Titel der diesjährigen Alpentour der Oberboihinger Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins. Vier Tage Entschleunigung in der abgeschiedenen Bergwelt um Faschina erlebten 24 begeisterte Teilnehmer.
Zum zweiten Mal war das Hotel Alphof in Faschina das Standquartier für die Oberboihinger Gruppe. Dieses Mal hatten die Wanderführer Peter und Gudrun Kleinknecht Touren abseits der Liftanlagen ausgesucht, wodurch die Wanderer auf ihren Touren keiner Menschenseele begegneten. Auch Petrus hatte ein Einsehen, beendete die kalte, regenreiche Zeit und begrüßte die Württemberger mit Sonnenschein und traumhafter Fernsicht.
Aber am meisten beeindruckte die Schwaben die Blumenpracht. Neben den bekannten Alpenpflanzen wie verschiedene Enziane, Arnika, Silberwurz oder Mehlprimel sind im Biosphärenpark Großes Walsertal 18 verschiedene Orchideenarten anzutreffen. Davon konnte die Gruppe 13 Arten entdecken, unter anderem das seltene rote Waldvögelein, Fliegenragwurz sowie die wohlriechende Händelwurz. Das männliche und das gefleckte Knabenkraut waren so häufig anzutreffen, dass manche Wiese violett erschien. Absolutes Highlight war jedoch ein riesiger Busch mit Frauenschuhorchideen in vollster Blüte. Normal blüht diese größte europäische Orchidee bis Anfang Juni. Doch dieses Jahr gab es noch Mitte Juni Schneefall, wodurch die Natur hinterherhinkt. So konnten die Wanderer die gesamte Blumenpalette von den Alpenglöckchen bis zur Alpenrose bewundern.
Während am Freitag und Samstag jeweils zwei verschieden große Wandertouren auf dem Programm standen, war die Eingehtour für alle am Donnerstag eine eher gemütliche Wanderung von Damüls über die gastfreundliche Alpe Oberdamüls zur urigen Türtschalpe nach Fontanella. Am Freitag waren Kernzonen des Biosphärenparks Ziele der beiden Touren. Die Gipfelstürmer stiegen zur einsam auf grüne Matten gebetteten Alpe Faludriga auf und weiter zum Fürkele, wo sie bei Kaiserwetter die Sicht bis ins Lechquellgebirge, zur Silvrettagruppe und in den Bregenzer Wald genossen. Hier oben in der Kernzone Faludriga-Nova gibt es den höchsten Großwildbestand der Alpenrepublik. Der Abstieg mit 1000 Höhenmeter war bald geschafft und so mancher hatte noch Lust, sich bei Geschicklicheitsübungen entlang des sprudelnden Marulbachs auf dem Walderlebnispfad zu testen. Die Genusswanderer hatten nur 500 Höhenmeter Aufstieg ab Marul zu bewältigen und konnten dann relativ eben entlang der Baumgrenze unterhalb des Breithorns zur Kernzone Rote Wand marschieren. Die idyllisch gelegene Alpe Laguz lud dort zur gemütlichen Einkehr ein.
Der Samstag war wolkenverhangen und startete für alle gemeinsam am Hotel Richtung Zafernhorn. Bei der Bartolomäusalpe lösten sich die Gipfelstürmer von der Gruppe und stiegen bis zum Kreuz am Zafernhorn auf, wo für kurze Zeit die Wolkendecke aufriss. Der Abstieg führte sie dann weit hinunter ins Tal zum malerisch gelegenen Seewaldsee, der eine Teilnehmerin zum erfrischenden Bad einlud. Die Bergwanderer umrundeten das Zafernhorn, bis zur Hubertuskapelle, die an diesem Tag für eine Hochzeit mit herrlichen Blumen geschmückt war. Auf dem Rückweg nach Faschina durchquerten sie noch den Stutztobel. Für Sonntag war ein Besuch am Diedamskopf geplant. Aufgrund morgendlicher dichter Bewölkung und Aussicht auf Besserung wurde dieser auf den Nachmittag verschoben und mit einem theatralischen Wolkenschauspiel belohnt. Den Vormittag füllte eine kleine Wanderung zum Naturdenkmal „Kessena“, einer gewaltigen Schlucht mit vielen Kesseln, die der Lutzbach ausgehöhlt hat.
Die von einer Teilnehmerin niedergeschriebenen Zeilen: „Das schönste und größte Kunstwerk, das es gibt, ist unsere Erde. Und wir haben einen wunderschönen Teil gezeigt bekommen.“ spiegeln die Meinung der Reisegruppe wieder.