Vortrag beim Schwäbischen Albverein zum seltenen Feldvogel ist ein voller Erfolg
Es hätte ein ganz schön konfliktgeladener Abend werden können. Schließlich ist die Situation des hochbedrohten Rebhuhns symptomatisch für die moderne Landwirtschaft und oft auch eine Folge einer etwas nachlässigen Beutegreifer-Regulierung durch die Jagd. Doch der Vortragsabend des Schwäbischen Albvereins wurde zu einer derart gelungenen Veranstaltung, dass noch bis kurz nach Mitternacht Naturschützer und Landwirte an einem Tisch saßen. Dabei wurde nicht etwa heftig gestritten, sondern man unterhielt sich angeregt über Möglichkeiten, das Rebhuhn in und um Oberboihingen zu erhalten. Veranstalter und Organisator Richard Haußmann war jedenfalls am Ende des Abends hochzufrieden: „Die ganze Sache lief besser als erwartet. Ich bin sehr glücklich über die gute Resonanz und die intensiven Gespräche zwischen allen Beteiligten.“
Der Referent zum Thema „Sind Rebhuhn & Co noch zu retten?“, der Biologe Michael Eick, verstand es, dem gut gemischten Publikum aus Jägern, Bauern, Hausfrauen, Stadträten und Akademikern nahezubringen, warum dieser Vogel so beispielhaft für die ganze Lebensgemeinschaft der Feldflur steht. „Das Rebhuhn ist eine so genannte Flaggschiff-Art“, erklärte der Vogelkundler, „es vertritt damit die ganzen Tiere und Pflanzen, die mit ihm den Lebensraum der offenen Agrarlandschaften teilen.“ Weil sich dieser Lebensraum in den letzten Jahrzehnten so dramatisch gewandelt habe, würden nun viele Tiere den Anschluss verlieren. „Wir haben es mit Kulturfolgern zu tun, die ehemals absolute Allerweltsarten waren und nun vor dem Aussterben stehen.“ Oder schon ausgestorben sind, wie der Feldhamster, der überall im Ländle längst verschwunden ist, aber noch in den 1950er Jahren fast überall vorkam – auch in Oberboihingen, wie einer der Zuschauer bestätigen konnte.
Dem einzelnen Landwirt sei dabei kein persönlicher Vorwurf zu machen, erläuterte Eick, der selbst die Landwirtschaft gut über seinen familiären Hintergrund kennt. „Es ist die Gesellschaft insgesamt, die sich entscheiden muss, ob sie diese Arten erhalten will oder die Artenvielfalt lieber opfern möchte zugunsten von billigen Lebensmitteln und großen Agrargasanlagen in denen tonnenweise Mais verheizt wird,“ so der Rebhuhn-Experte. In diesem Punkt waren sich die Anwesenden gleich einig. Wenn für Lebensmittel ein fairer Preis bezahlt würde, so war von den anwesenden Landwirten zu hören, dann könne man auch deutlich schonender für die Natur wirtschaften.
Auch bei der Diskussion über konkrete Maßnahmen zeichneten sich erste Möglichkeiten ab. So werde wohl in den nächsten Tagen der erste Blühstreifen eingesät, der für Rebhühner und andere Vögel, aber auch Insekten, Hasen und viele mehr eine Bereicherung sein soll. Die hiesige Jägerschaft überlegt sich, ob sie eventuell spezielle Fütterungen zur Unterstützung der Rebhühner einrichten soll. Denn es wurde offenbar erst kürzlich ein Paar dieser seltenen Vögel gesichtet. Außerdem wurde diskutiert wie man der hohen Fuchspopulation Herr werden und das Problem der nicht angeleinten Hunde in den Griff bekommen könne. Es wird viel über Aufklärung der Bevölkerung und Öffentlichkeitsarbeit laufen müssen. Und dazu hat dieser Vortragsabend den ersten Beitrag geleistet. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht.